Rückkehr zum einstigen Ambiente
Gründerzeit-Villa in der Bautzner Str. 17 wird nach Restaurierung Bürohaus
von Ingrid Rosski
Dresdner Neueste Nachrichten vom 18.05.1993
Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass das Gebiet um den Albertplatz in
wenigen Jahren wieder repräsentativer Stadtkern der Neustadt werden wird. Reges Baugeschehen auf der
Königstrasse, Rähnitzgasse und auch in der Bautzner Strasse 17, wo
am Freitag Richtfest gefeiert wurde (DNN berichtete), deuten es an. Die Calliston Gesellschaft für
Projektentwicklung mbH, Niederlassung Dresden, hatte zum Baustellenbesuch der denkmalgeschützten Villa, einem der
enigen erhaltenen Zeugnisse Dresdner Villenarchitektur, eingeladen.
Seit Ende 1992 läuft die Instandsetzung des Gebäudes durch die Calliston in enger
Abstimmung mit der Denkmalpflege. Die Ausführung liegt in den Händen des Architekturbüros Weise und
Treuner, das die Restauratoren Eric Stenzel sowie Sven Taubert und die Bauarbeiter des Generalunternehmers "Bau Lockwitzgrund" anleitet.
Der Hof besitzt noch die Originalpflasterung. "Salve" liest der Besucher unter dem Eingang. Als am
Ende des 18. Jahrhunderts die Festungsanlagen der Äußeren Neustadt geschliffen wurden, trat an die Stelle
eine offene Bebauung mit zweigeschossigen Bürgerhäusern. 1835 wurde das Haus als spätklassizistisches
Haus angelegt. Emil Grützner, ein Industrieller aus Chemnitz, kaufte es 1885. Der Eingang und die Kapitelle im
Vestibül tragen heute noch seine vergoldeten Initialen. 1887 ließ er die Villa erweitern und umgestalten,
ein Belvedere im Gartenbereich kam hinzu. Mit dem Vorgarten, dem Ziergarten und dem kleinen Landschaftsraum ist das
Grundstück heute noch eine innerstädtische Oase, der man die Nähe des Straßenverkehrs nicht
anmerkt.
Die Architektur der Gründerzeit verwendete reiche Schmuckformen aus allen Stilepochen, und sie
liebte Imitationen. Das wird im Innenbereich der Villa sichtbar. In den reich verzierten und noch wunderbar erhaltenen
Kassettendecken würde wohl keiner auf den ersten Blick eine Gipsstuckarbeit mit Holzimitationsmalerei
vermuten.
Natürlich hat unsachgemäße Nutzung in den letzten 40 Jahren (u.a.
Verwaltungsbüro einer Fußbodenfirma) zu Schäden geführt, so wurden beispielsweise Decken und
Trennwände eingezogen. Jetzt wird alles original restauriert bzw., wo das nicht möglich ist, wird
rekonstruiert. Eine besondere Kostbarkeit stellt der völlig erhaltene Meißner Fayence-Kachelofen dar. Die
Keramik-Stirnfächer auf dem Dachfirst gestaltet Kerstin Henrion, eine Keramikerin aus Obergruna bei Freiberg,
nach. Eric Stenzel und Sven Taubert zauberten alte Tapeten, Lederimitationen, unter Übermalungen hervor, Grundlage
für die denkmalpflegerische Zielstellung. Nun suchen sie Tapeten heutiger Produktion, die den alten gerecht
werden.
Es ist ein Glück, dass wir mit der Callistion arbeiten, die viel Verständnis für die
Denkmalpflege aufbringt, solche Bauherren sind selten", so Kelf Treuner. Rainer Sonntag, ehemaliger Dresdner, jetzt
Niederlassungsleiter der Calliston in Frankfurt a.M., hatte die Idee, das Haus zu restaurieren. Man wolle sich mit
diesem Objekt in Dresden darstellen, aber gleichzeitig auch etwas für die Stadt tun. "Etwa drei Millionen Mark
werden die Bau- und Restaurierungsmaßnahmen kosten", ist von Kelf Treuner zu erfahren. Und Rainer Sonntag spricht
von einer "der teuersten Mietflächen" nach der Fertigstellung. Die Villa wird von der Firma Calliston an Nutzer
vermietet. Man denkt dabei an Banken, Büros oder eine Konzernzentrale. Bereits im Herbst werden die Bauarbeiten
abgeschlossen sein.
Gerüste fielen am Puschkinplatz
- Rekonstruktion der Grumbtschen Villa kurz vor dem Abschluß -
von Ingrid Rosski
Dresdner Neuesten Nachrichten vom 26. Juli 1994
Langsam geht sie ihrer Vollendung entgegen, die Grumbtsche Villa auf der Leipziger Straße (DNN
berichtete bereits am 20.01.94). Den Dresdnern ist sie als "Puschkinhaus" noch ein Begriff. Die Arbeiten sind so gut
wie abgeschlossen, erklärt der Besitzer, Jörg Musotter, Steuerberater, Rechtsbeistand und
Wirtschaftsprüfer. Rund vier Millionen habe die Rekonstruktion der Villa gekostet, eine Million mehr als geplant,
ist von ihm zu erfahren. Am 27. August werden die Bauarbeiten offiziell beendet sein, dann werde vermietet. Am 11.
September, dem Denkmaltag, gibt es von 14 bis 16 Uhr eine öffentliche Führung durch das Haus.
Sehr zufrieden äußerte sich Eric Stenzel über die Arbeitsbedingungen in der Villa,
wo er mit dem Restaurator Sven Taubert seit Dezember 1993 tätig war. Angefangen von den ersten Arbeiten zur
Substanzaufnahme haben beide die Entwürfe für die Innenausmalung, das Abtragen alter Farbschichten und die
Anleitung einer Malerfirma übernommen. "Es gab mit Jörg Musotter eine sehr produktive unkomplizierte
Zusammenarbeit", resümiert Eric Stenzel, "da wurde keine Zeit in sinnlosen Beratungen vertan. Einen solchen
Bauherrn gibt es nicht oft."
Dass der ehemalige Besitzer Emil Grumbt, Holzhändler, das Holz liebte, zeigt sich beim Rundgang
durch das Haus auf Schritt und Tritt. Da ist der holzgetäfelte Raum des Erdgeschosses mit einem Podest und einer
Balustrade. Nur die Holzpfeiler standen noch, aber von den Säulen gab es Vorlagen, erklärt Dieter Backhaus,
Holzrestaurator aus Bad Schandau, der mit seinen Leuten alle Holzarbeiten in der Villa übernommen hat. Die
Kassettendecken müßten nur gesäubert werden, sie waren zum großen Teil erhalten geblieben. Jeder
Raum trägt sein eigenes Gesicht.
Hier findet man eine hölzerne Kassettendecke, dort ist es die Stuckdecke, reich verziert und
bemalt. Der Eingangsbereich atmet ganz den Semperschen Stil. Zwei große Spiegel sind, weil sie blind waren,
herausgenommen worden. Sie werden durch neue ersetzt. Die verschlungenen Initialen `EGA inmitten reichen Stuckes
über einer Tür des Vestibüls deuten auf den einstigen Besitzer.
Die Stuckdecke im großen Saal des Erdgeschosses verwandelte sich in ein wahres
Prunkstück. Einzelne originale Teile der Deckenmalerei wurden von den beiden Restauratoren freigelegt, andere
ergänzend gemalt. Sie arbeiteten mit Vergoldungen, Bronzierungen und farbiger Lüstierung (die Farbe
erhält Goldglanz). Zeitweilig waren acht Maler beschäftigt. ein halbes Jahr etwa sei an der Decke gearbeitet
worden, weiß Werner Maier, der Hausmeister, zu berichten. Alle ehemaligen Tapeten des Hauses sind durch neue oder
durch Farbanstriche ersetzt worden, erläutert Eric Stenzel. Rund 400 000 Mark habe die Restaurierung der Decken
und Wände gekostet. Jetzt werden die Eingangstreppen und die Terrasse von der Steinmetzfirma Franz & Gut
bearbeitet. Einzelne Steine und Simse an der Fassade seien bereits erneuert, so Musotter zu den letzten
Restaurierungsarbeiten.
Die Grützner-Villa, eine kleine Semperoper
- Michael Sandstein Verlag stellt Neuerscheinungen vor -
von Ingrid Rosski
Dresdner Neueste Nachrichten - 10./11.12.1994
Zu einer Buchpremiere hatte der Michael Sandstein Verlag gestern in die Grützner-Villa, Bautzner Strasse 17 eingeladen. Und eben jenes Haus, was ein wenig den
Semperschen Baustil atmet, seine Geschichte und Sanierung, steht im Mittelpunkt des mit 70 Farbfotos ausgestatteten
Buches "Die Grützner-Villa".
In sehr kurzer Zeit, von August bis Dezember 1994 entstand ein Buch, das sich wohltuend von vielen
"Dresden-Büchern" abhebt. Hans-Peter Lühr, dem Redakteur des 84-Seiten-Bandes, gelang es, die Rekonstruktion
der 1835 gebauten Villa zu verfolgen, ihre Wiederherstellung zu dokumentieren. In seinem Geleitwort würdigt der
Sächsische Landeskonservator Dr. Gerhard Glaser das Haus als Zeugnis bürgerlicher Baukultur, als
charakteristische historische Stadtvilla.
Mit der Einordnung des einstigen Wohnhauses in den gesamten Landhaus- und Villenbau in der Dresdner
Neustadt im 19. Jahrhundert ermöglicht die Architekturhistorikerin Dr. Heidrum Laudel dem Leser einen Vergleich
zum gesamten Baugeschehen dieser Zeit im Gebiet des damaligen Bautzner Platzes (heute Albertplatz).
Ein zweiter Teil der historischen Betrachtung wendet sich den einstigen Bewohnern des Hauses zu und
gibt zugleich einen Abriß der industriellen Entwicklung Sachsens vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. eine
Zeittafel der Grützner-Villa mit auserlesenen Detailfotos erleichtert den Überblick.
Breiter Raum ist der Darstellung von denkmalpflegerischen und restauratorischen Arbeiten an der
Grützner Villa gewidmet. Sowohl der für das Gesamtprojekt verantwortliche Architekt Kelf Treuner als auch die
Diplomrestauratoren Eric Stenzel und Sven Taubert haben ihre Erfahrungen beim Zurückgewinnen der alten
Schönheiten im Zusammenhang mit moderner Nutzungsmöglichkeit dargestellt.
Zur ausgezeichneten Qualität des Buches tragen nicht zuletzt die Farbfotografien Holger Steins
und Frank Höhlers bei. Zum Preis von 49,80 Mark ist das bei der Michael Sandstein Verlagsgesellschaft mbH
erschienene Buch im Dresdner Buchhandel erhältlich.
Wertvolle Dippoldiswalder Nicolaikirche auf dem Prüfstand
- Dresdner Restauratorenteam: Die romanische Kirche ist einmalig in Sachsen -
von Arndt Noack
Dresdner Neueste Nachrichten vom 11.Oktober 1995
Die Dippser Nicolaikirche, die sonst ein eher
unauffälliges Leben neben der Stadtkirche führt, ist derzeit Ort reger Betriebsamkeit. Mit vier Mann ist hier
das Dresdner Restauratorenteam um Eric Stenzel seit einigen Wochen zu Gange.
"Was wir momentan machen, nennt sich Befunduntersuchung", erklärt Stenzel. "Das heißt,
wir schauen, wie der Bauzustand ist und was alles an Arbeiten in der nächsten Zeit möglich und nötig
wäre. Dazu müssen wir erst einmal eingehend überprüfen, welche Schäden vorhanden sind, um dann
Vorschläge zu entwickeln, diese zu beheben."
Das Gotteshaus selbst, so meint er, ist einmalig in Sachsen: "Romanische Kirchen gibt es ohnehin nur
eine Hand voll, und eine zweite mit derartig reicher Bemalung wie die Dippser wüßte er nicht."
Vom ursprünglichen Zustand ist allerdings im Moment nicht mehr allzu viel zu sehen. Im Laufe
der Jahrhunderte, zuletzt 1882/83, hat man hier immer wieder umgebaut und neu gemalt oder verziert. "Ein schönes
Beispiel dafür sind die an den Wänden angebrachten Legendenbilder, die Christus und den heiligen Nicolaus
darstellen. In der Reformationszeit hat man die zugeputzt. Damit der Putz besser hielt, ging man auch mit der
Spitzhacke auf die Malereien los. Jetzt ist kaum noch etwas zu erkennen."
Auch an der Westwand der Kirche haben die Restauratoren jetzt ein Wandgemälde wieder entdeckt.
Wann genau das Haus erbaut wurde, können die heutigen Chroniken nicht mehr sagen. Eric Stenzel hofft aber, dennoch
etwas heraus zu bekommen: "Hier gibt es viele Holzteile, wenn man deren Jahresringe mit Katalogen vergleicht, in denen
der Baumwuchs über viele Jahrhunderte erfaßt ist, kann man mit ziemlicher Genauigkeit sagen, wann der Stamm
geschlagen wurde. Vielleicht erfahren wir so auch, in welchem Jahr die Kirche hier entstand."
Eine andere Besonderheit der Nicolaikirche ist auch ihr Baustil, der einen Übergang von der
Romantik zur Gotik darstellt: "Sehen Sie sich nur einmal die Fenster an", sagt Stenzel, "innen sind sie schon leicht
spitz gemauert, wie es dann in der Gotik noch ausgeprägter getan wurde. Außen aber sind es noch klassische
romanische Rundfenster."
In dem Abschlußbefund der Restauratoren, der einige hundert Seiten umfassen wird, geht es dann
auch um ganz praktische Dinge: "Wenn man beispielsweise Farben restaurieren will, muß man zuerst wissen, welches
Bindemittel ursprünglich verwendet wurde. So etwas gehört deshalb auch zu unseren Überprüfungen."
Als erstes, so meint er, müßte etwas für den Altar getan werden: "Dort beginnt leider schon die Farbe
abzublättern."
Letztlich, so ist er überzeugt, dient seine Arbeit, deren Ergebnisse auch an das Landesamt
für Denkmalschutz gehen, dazu, die möglichen von den bezahlbaren Varianten einer Restaurierung abzugrenzen.
Und er will das Bauwerk wieder mit Leben erfüllen. Dieses Kleinod spielt derzeit im Leben der Stadt eher eine
vergessene Rolle. Vielleicht können wir auch etwas dafür tun, es wieder mehr ins öffentliche
Bewußtsein zu rücken.
Auszeichung für ein Denkmal
- Bürovilla Bautzner Straße 17 erhält Europa Nostra Preis -
Dresdner Neueste Nachrichten vom April 1996
Für die hervorragende Rekonstruktion bzw. Restaurierung (1993/94) der Bürovilla Bautzner Str. 17 (Bankhaus Löbbecke) erhält die Calliston Gesellschaft
für Projektentwicklung mbH Dresden den Europa Nostra Preis. Die Auszeichnung wird im Rahmen der
Mitgliederversammlung der Deutschen Burgenvereinigung e.V., die vom 2. bis 5. Mai in Dresden stattfindet, am Sonnabend
auf Schloß Rammenau überreicht.
Die denkmalgerecht wieder hergestellte Villa ist nach Darstellung der Deutschen Burgenvereinigung
"beispielgebend für die Sanierung des umliegenden Stadtgebietes". Europa Nostra engagiert sich als
Dachorganisation mit über 200 angeschlossenen Vereinigungen, über 100 Behörden und rund 700
Einzelmitgliedern für die Erhaltung des architektonischen und natürlichen Erbes in Europa.
Bautzner Ortenburg Mit dem Skalpell am Auge der Könige
- Historischer Stucksaal wird untersucht / Farbspuren an der Decke gefunden -
von Silvia Timm Sächsische Zeitung vom 10.05.1999
Im vergangenen Sommer nutzten viele SZ-Leser die Möglichkeit, sich in Sonntagsführungen
die Bautzner Ortenburg anzusehen. Bis zum Jahresende kamen über 10 000 Mark im Rahmen der Aktion "Spenden für
den Stucksaal" zusammen. jetzt haben bau- und farbarchäologische Untersuchungen begonnen.
Sven Taubert nimmt das Skalpell, klettert auf das fahrbare Gerüst mitten im Stucksaal der
Ortenburg und macht sich an den Gesichtern von Königen zu schaffen. Allerdings ganz vorsichtig, denn sie sollen
nicht verletzt werden.
Blut fließt dabei nicht. Die Könige, Ritter und andere Figuren an der Decke sind aus
Mörtel, einige von ihnen wahrscheinlich aus Gips. Was der Restaurator braucht, sind winzigkleine Spuren von
Farbschichten, aber auch Hinweise auf Risse, losen Stuck oder Signaturen.
Im Rahmen einer bau- und farbarchäologischen Untersuchung sollen Sven Taubert und Eric Stenzel
- beide freie Diplomrestauratoren aus Dresden - im Auftrag des Staatshochbauamtes ermitteln, wie der Stucksaal in der
Ortenburg 1663 original aussah. "Es gibt in der einschlägigen Literatur Hinweise darauf, dass die Stuckdecke erst
1813 weiß übertüncht wurde. Angeblich war die Decke vorher bunt bemalt", berichtet Sven Taubert. "Im
Gegensatz dazu konnte man in den 50er Jahren in der Oberlausitzer Kulturschau lesen, dass bei Reparaturen im Jahre 1946
keine Hinweise auf eine frühere Bemalung zu finden waren." Im Zuge dieser Arbeiten wurde vermutlich ein im Jahr
1945 herabgestürztes, dreieinhalb Quadratmeter großes Stück der Decke erneuert. Weitere Hinweise stehen
den Restauratoren dazu bislang nicht zur Verfügung. Aber Fakt ist: "Bereits in den ersten drei Tagen unserer
Untersuchung fanden wir Farbspuren im Fonds eines Ornamentes und an den Augen von Figuren", sagte der Restaurator.
Eric Stenzel besuchte gestern das Stadtarchiv in Bautzen, um Dokumente oder Fotos aus der Geschichte
dieses Saales zu finden. "Insbesondere für die Nachkriegszeit wären wir für jeden Hinweis, Berichte von
Zeugnissen, Fotografien und Dokumente zum Stucksaal dankbar", sagt Sven Taubert und hofft, dass ihm SZ-Leser helfen
können (Tel. 0351/8 01 33 33).
Sollten sich die Hinweise darauf verdichten, dass die Stuckdecke früher farblich gestaltet war,
entsteht aus den Arbeitsergebnissen ein Farbleitplan als Entscheidungsgrundlage dafür, in welcher Form der Saal
restauriert wird.
550-jähriges Wandbild ziert Canaletto-Haus
- Pirnaer Handwerkerschaft spendete 30.500 Mark -
von Gabriele Schrul Sächsische Zeitung, 28.12.1999
Die Restaurierung des Canaletto-Hauses am Pirnaer Markt
offenbarte so manche Überraschung. Im ersten Stock beispielsweise. Da entdeckten Bauarbeiter bereits letzten
Winter etwas ganz besonderes. Ein Wandbild, eine sogenannte Secco-Malerei in Kalkfarben, datiert um 1480. Es trägt
kein Signum. "Man muß allerdings davon ausgehen, dass es ein Künstler geschaffen hat", informierte
Diplomrestaurator Eric Stenzel. In einer Größe von etwa zwei mal drei Meter stellt es die Heiligen Drei
Könige und Maria mit dem Kind dar. Im Hintergrund ist eine große Stadt zu sehen.
Eric Stenzel und Sven Taubert machten sich vor ein paar Monaten im Auftrag der Stadt Pirna an die
Arbeit. Bei der Restaurierung mussten teilweise bis zu 40 Farbschichten frei gelegt werden. Vier Monate Arbeit liegen
hinter den beiden Restauratoren. Akribisch hielten sie auf Fotos den alten Zustand des Bildes fest. In seiner
vollständigen Pracht konnte es leider nicht wieder entstehen. Es wurden nur jene Stellen originalgetreu wieder
hergerichtet, bei denen sich die Fachmänner ganz sicher waren, dass das Bild auch schon vor über 500 Jahren
so aussah. Doch gerade in seiner Unvollkommenheit büßt es nichts von seiner Schönheit ein.
Viel Geld war für die Restaurierung notwendig. Insgesamt mussten 75.000 Mark aufgebracht
werden, teilt Dieter Heinzmann von der städtischen Wohnungsgesellschaft Pirna mit. Ein großer Dank gilt vor
allem der Pirnaer Handwerkerschaft, die allein 30.000 Mark spendete. Von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz kamen
15.000 Mark. Weitere Privatspenden belaufen sich auf 9.500 Mark.
Das Wandbild im Canaletto-Haus war nicht das Einzigste, das entdeckt wurde. Auf allen Wänden in
diesem Raum sind noch weitere Malerei-Reste vorhanden. Die wurden mit Japan-Papier - das ist feines handgeschöpftes Papier - überklebt. "So ist es jederzeit möglich, das wieder abzuziehen und die Restaurierung fortzusetzen", erklärt Eric Stenzel. Der Raum dient jetzt Schulungszwecken einer Fortbildungsakademie.
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