Lasertechnologie trifft Renaissance
Das "Biblische Haus" zu Görlitz enthüllt ein künstlerisches Kleinod durch den Einsatz von Lasertechnik
(Veröffentlicht in: Denkmalpflege in Görlitz - Eine Schriftenreihe - Nr.15,
Hrsg.: Stadtverwaltung Görlitz, Der Oberbürgermeister, Untere Denkmalschutzbehörde, 2006. S.48 – 56)
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Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation - kurz: LASER - so beschreibt die Fachwelt den Vorgang, der in hohem Maße energieangereichertes Licht erzeugt. Diese Form von Licht ermöglicht in der heutigen Welt im wahrsten Wortsinn Zauberhaftes: Man kann mit ihm schweißen, trennen, brennen, schmelzen, abtasten, lesen, künstlerisch-schöpfend tätig werden ... .
Phantasie und Forscherdrang waren es auch, die seit den 1970er Jahren den Einsatz von Laserstrahlen für Konservierungsfragen in der Kunst- und Kulturgutpflege möglich und zum sich permanent erneuernden Forschungs-thema werden ließen. Insbesondere bei der Reinigung empfindlicher, umweltgeschä-digter Natursteinoberflächen mit Laserstrahlen - zum Beispiel an Marmorplastiken - gab es herausragende Erfolge zu vermelden. Seitdem wurden zahlreiche Laser-Geräte mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften für die verschiedensten Anwendungen entwickelt. Fast jedes Jahr berichtet die Fachliteratur von neuen Erfahrungen zur Anwendung der Lasertechnik für die Oberflächenreinigung von Glasmalerei, Metall, Keramik oder farbigen Bemalungen auf Stuck, Stein und Holz.
So konnte 2004 mit einem Laser auch eine sehr komplizierte Situation an der bemalten Holzbalkendecke im großen Saal des "Biblischen Hauses" von Görlitz entschärft und fachlich vorbildlich gelöst werden.
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Fassadenansicht des "Biblischen Hauses" vor der Restaurierung mit szenischen Darstellungen des Alten und Neuen Testamentes sowie der Allegorien der christlichen Tugenden;
Der ikonografische Inhalt der bildplastischen Fassadengestaltung gab dem Haus seinen Namen;
Fotogrammetrische Aufnahme 1982; |
Chronologie des "Biblischen Hauses" 1
1570 - 1572
Umfänglicher Umbau eines bestehenden mittelalterlichen Vorgängerbaues (der mög-licherweise durch den verheerenden Altstadtbrand von 1525 stark oder gar völlig zerstört war) zum "Biblischen Haus" durch den Weimarer Waidhändler Hans Heintze.
um 1726
Rückbau des straßenseitigen Hausgiebels, damit Änderung der giebelständigen in eine traufständige Dachkonstruktion.
ab 1700
Allmählicher Umbau der großzügigen renaissancezeitlichen Raumstruktur zu Mietwohnungen durch den Einbau von Ziegelgewölben und Trennwänden.
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1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1843
Einbau von Ladenräumen in die Eingangs-halle, dabei Umbau der Erdgeschoß-fassade.
1908 - 1917
Wiederherstellung der Erdgeschoßfassade.
1953 – 1955
Modernisierung der Wohnungen.
1988
Übernahme des Gebäudes durch die "Städtischen Kunstsammlungen Görlitz".
ab 1992
Unterschiedliche Gedanken zu zukünftigen Nutzungskonzepten, Verkauf der Liegen-schaft wird nicht ausgeschlossen.
1998 – 1999
Sicherungsarbeiten an Dachkonstruktion und Geschossdecken im hofseitigen Bereich mit Mitteln des städtebaulichen Denkmal-schutzes.
1999
Vertrag zwischen der Wüstenrot Stiftung und der Stadt Görlitz über die Bildung einer Bauherrengemeinschaft zur Instandsetzung des "Biblischen Hauses"
2000 - 2004
Bauhistorische Bestandserfassung und restauratorische Voruntersuchungen an den Fassaden und im Hausinnern.
Umfängliche Instandsetzung des Gebäudes unter denkmalpflegerischen Gesichtspunk-ten, Rückübertragung an die Stadt Görlitz im September 2004.
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Blick auf die Fassade nach der Restaurierung 2004 |
Die Ausgangssituation
Wieder einmal ist es die Bemalung einer hölzernen Saaldecke aus der wirtschaftlich und kulturell so ertragreichen Renaissance-zeit, die im Zuge der Bauaufnahme und Instandsetzungsvorbreitungen an einem Görlitzer Kaufmannshaus die Aufmerksamkeit der Restauratoren, Planer und Bauherren auf sich lenkte. Fast ist es in der "Renaissance-stadt Görlitz" zur Gewohnheit geworden, im Zuge von Baumaßnahmen unter den augen-fälligen Oberflächen an Decken und Wänden
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