Johanniskirche in Zittau
Die Kirche St. Johannis in Zittau hat eine lange und bewegte Geschichte. Um 1255 als romanische Basilika errichtet, wird sie 1420 Hauptkirche des Erzbistums Prag und nimmt das dortige, durch die Hussitenkriege vertriebene, katholische Domkapitel auf. Ab 1485 wird das Gebäude durch den Bau eines zweiten südlichen Seiteschiffs zu einer gotische Hallenkirche erweitert. Um 1521 erfolgt die schrittweise Einführung der Reformation in Zittau. Sie wird durch den Prediger und Reformator Lorenz Heyden-reich, einen Luther- und Melanchtonschüler stark beeinflusst.
Am 23. Juli 1757 ist die Johanniskirche beim Bombardement der von den Preußen besetzten Stadt durch die Österreicher ein Hauptziel, für dessen Treffer Preise bis zu 25 Dukaten ausgesetzt sind. Das Gebäude wird zerstört und brennt vollständig aus. 1766 wird mit dem Wiederaufbau begonnen. Durch schwere Baufehler (keine ausreichende Gründung der neuen Südmauer) kommt es in den folgenden Jahren immer wieder zu Senkungen, Rissen und Schäden, welche die Arbeiten nur langsam voranschreiten lassen.
Befund-Datenblatt (JPEG, 80 kB)
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1833 wendet sich der Rat der Stadt deshalb an den berühmten Baumeister Karl-Friedrich Schinkel mit der Bitte um Hilfe zur Rettung der Kirche.
Bis 1837 werden die Arbeiten nach Schinkels Plänen abgeschlossen. Die gewölbte Decke, die zweite Empore, das Dach, die westliche Mauer und ein Teil der südlichen Frontmauer werden abgetragen, neue Pfeiler in den Innenraum gestellt, eine flache Decke eingezogen und das Dach aufgesetzt. Diese Umbauten bestimmen auch heute noch das äußere und innere Erscheinungsbild der Kirche.
Im Zuge der seit 1992 verstärkt laufenden Sa-nierungsarbeiten, machte sich nach dem Einrüsten der Westtürme auch eine Putz- und Fassungs-untersuchung der Fassaden notwendig. Alle Putze, Farbfassun-gen und Gliederungen seit dem Wiederaufbau 1766 konnten gefunden werden. Ein bemaltes Putzfragment, das die barocke Gliederung
und Farbigkeit des Nord-turmes dokumentiert, wurde freigelegt, konser-viert und restauriert und gibt dem aufmerksamen Betrachter beim Rund-gang um die Johannis-kirche einen Eindruck vom Gestaltungsprinzip des 18. Jahrhunderts.
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