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Welt am Sonntag vom 30.Oktober 2005

Kunstwerke aus Eiern und Öl

Zusammen mit seinem Sohn und Restaurator Sven Taubert und dem Porträtmaler Christoph Wetzel rekonstruierte Peter Taubert das Innere der Kirche

Christiane Meixner

Last Exit Himmel: Der Aufzug stoppt und öffnet seine glänzenden Türen. Während die anderen Mitfahrer über ein Treppchen weiter gen Turmlaterne streben, um vom höchstmöglichen Punkt der Frauenkirche über Dresden zu schauen, biegt Peter Taubert ab und zückt den Schlüssel für eine unauffällige Holztür.

Taubert trägt einen langen, grauen Bart, und vielleicht erinnert er deshalb ein wenig an Petrus, der einem nun die Pforte zum Paradies aufschließt: In diesem Fall die Tür zum Kuppelplateau der wiederaufgebauten Kirche, das einen in vierzig Meter Höhe so nah an die ausgemalte Innenkuppel bringt, als sei man schon Nachbar ihrer auf Wolken thronenden Evangelisten.

Vier imposanten Männerfiguren in stumpfem Ocker, leuchtendem Blau, lichtem Weiß und Rottönen von nahezu überirdischer Transparenz. Dazu die weiblichen Allegorien von Glaube, Hoffnung, Liebe und Barmherzigkeit und überall florale oder illusionistische Architektur-Details in zarten Grautönen, die um so plastischer wirken, je länger man sie anblickt. Sie alle verdanken sich der Arbeit Peter Taubers, der dann doch nicht Petrus ist, sondern einer der erfahrensten Dresdner Restauratoren.

Im Frühjahr 2003 übernahm er die künstlerische Oberleitung für die historische Innenraumgestaltung der Frauenkirche. Zusammen mit seinem Sohn und Restaurator Sven Taubert und dem Porträtmaler Christoph Wetzel.

Den letzten Pinselstrich haben die drei am "29. April Anno Domino 2005" gezogen, so steht es unter einem von insgesamt acht Kuppelgemälden, die in all ihrer barocken Herrlichkeit wiederauferstanden sind. Dazwischen liegen drei Jahre größter Kraftanstrengung, in denen das Trio geplant, gemalt und insgesamt fünf Maler- und Vergolderfirmen durch die fragilen Arbeiten von der untersten Empore bis hoch in die schwebende Kuppel der Frauenkirche dirigierte.

Vor all der handwerklichen Ausführung aber standen jene aufwendigen und teils mühevollen Recherchen, die sich auf die ursprüngliche Ausmalung der Frauenkirchenkuppel durch Johann Baptist Grone bezogen: ein himmlisches Arrangement von 1734 mit schwebenden Figuren, in dem sich Markus, Matthäus, Johannes und Lukas samt ihrer Insignien den Raum mit vier Tugenden und ebenso vielen bräunlich getönten Assistenzbildern in ovalen Kartuschen teilen.

Welche Figuren der aus Venedig stammende Theatermaler Grone damals für die Medaillons und schwungvollen Rahmen der zweifach gekrümmten Decke gewählt hatte, war relativ schnell klar. Nicht aber, wie die Motive im Detail aussahen und wie genau ihre Farben. "Den besten Anhaltspunkt", erzählt Peter Taubert, "lieferte ein Dia aus den vierziger Jahren." Der Fotograf hatte sich mitten in die Frauenkirche gestellt, die gesamte Kuppel aus der Froschperspektive festgehalten und so ein Dokument geschaffen, an dem sich die Größe der Figuren und ihre Verteilung im Kuppelraum ablesen ließ. Mehr aber nicht, denn zu dieser Zeit waren die Motive bereits mehrfach übermalt worden. "Der Zeitgeist wollte modische Konturen", sagt Taubert. Mit skurrilen Folgen: Wenn ihn die Erinnerung nicht täuscht, trug eine der Frauenfiguren auf dem Foto das Haar sogar im Stil der 30er Jahre.

Der Abgleich mit ähnlichen Ausmalungen aus barocker Zeit wurde nötig. Christoph Wetzel, der für das Figurenprogramm der Innenkuppel zuständig war, stellte umfangreiche Detailforschungen auf Schloß Hubertusburg bei Oschatz und im Dresdner Schloß Moritzburg an - beides Gebäude, in denen Grone im 18. Jahrhundert seine malerischen Spuren hinterlassen hat. Man reiste nach Wien, Venedig und Würzburg, um vergleichbare Ausmalungen zu studieren. Und natürlich nach Rom zur Sixtinische Kapelle, um dort die Fresken des virtuosen Michelangelo genau in Augenschein zu nehmen.


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