Carl v. Voß, 1822
"Ich gestehe, daß diese Schätze mich von meiner bisherigen Geringschätzung solcher Kostbarkeiten abgebracht haben …
… Alle Zimmer sind an den Wänden und Pfeilern mit Spiegeln ausgelegt, und diese vervielfältigen die bis an die Decken aufgethürmten Kostbarkeiten dergestalt, dass man sich beym Eintritt in einen Feensaal versetzt glaubt."
Georg Milbradt, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, 2006
"... das Grüne Gewölbe ist darüber hinaus ein Sinnbild für die kunst- und kulturhistorische Bedeutung Sachsens.
Seine Wiedererrichtung ist das Symbol für den Willen der Menschen im Freistaat, ihre Geschichte und Identität zu erhalten und auch künftigen Genarationen zu präsentieren."
Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, 2006
"Ein großer Schritt auf dem Weg zur Residenz für Wissenschaft und Kunst ist damit getan, zu dem das Dresdner Residenzschloss durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden wird."
Die Bildergalerie zeigt die Rekonstruktion von Teilen der Ausstattung des "Juwelenzimmers" mit Lackmalerei und Vergoldung - eine Aufgabe, die umzusetzen wir mithelfen durften.
Das "Juwelenzimmer" ist wesentlicher Bestandteil und Höhepunkt der 8 Säle und Kammern zählenden Raumfolge des Historischen "Grünen Gewölbes" im Dresdner Residenzschloss. Zwischen 1723 und 1730 von Kurfürst Friedrich August "dem Starken" gestaltet und konzipiert, im besagten Zeitraum von Zwingerbaumeister M. D. Pöppelmann realisiert, beherbergte die bis dahin "Geheime Verwahrung" genannte Schatzkammer gesammelte Pretiosen der Silber- und Goldschmiedekunst, der Bronzeplastik sowie der Bernstein- und Elfenbeinbearbeitung. Als eines der frühen europäischen Beispiele eines öffentlich zugänglichen Museums für die Exponierung der kurfürstlich-königlichen Schätze Sachsens erlangte das "Grüne Gewölbe" zu Dresden weltweite Bekanntheit und Wertschätzung bis 1945.
Die Kriegsereignisse des Zweiten Weltkrieges brachten in diesem Jahr die vollständige Zerstörung des Dresdner Residenzschlosses mit sich. Das "Juwelenzimmer" brannte hierbei komplett aus. Die bis dahin erhalten gebliebene barocke Ausstattung des Raumes in Form von Wandspiegeln, Paneelen, Vitrinen, Schnitzwerk, Wandmalerei und marmornen Fußbodenplatten war endgültig verloren. Diese Situation bildete den Ausgangspunkt für die 2006 abgeschlossene Rekonstruktion des Raumes und seiner Ausstattung.
Sichtung historischer Originalbauteile, Fotovorlagen, Zeichnungen und Dokumentationen zur Analyse der historisch belegbaren Ornamente und Profilausbildungen
Für die Erarbeitung der Grundlagen zur Rekonstruktion der kunstvollen Ausstattung des Juwelenzimmers standen den damit betrauten Restauratoren und Kunsthandwerkern zahlreiche historische Fotoaufnahmen aus unterschiedlichen Quellen zur Verfügung. Weiterhin gab es die schmiedeeisernen Türblätter mit bedauerlicherweise stark reduzierten Farbfassungsresten, die die Brandeinwirkungen des Bombardements im Februar 1945 überstanden hatten. Reste der farbig gestalteten hölzernen Austattungselemente existieren nicht mehr.
Die Bearbeiter konnten auf zahlreiche historische fotografische Abbildungen, teilweise auch auf daraus abgeleitete digitale Entzerrungen zurückgreifen, die durch den leitenden Restaurator Dipl. Rest. (FH) H.-Ch. Walther durchweg im Vorfeld gesichtet, ausgewertet und den Räumlichkeiten und dort dann den konkreten Einbauorten zugewiesen worden waren. Ihm ist eine umfangreiche Dokumentation dazu zu verdanken, welche allen beteiligten Planern und Ausführenden als wichtige und wertvolle Arbeitsgrundlage diente.
Weitere Informationen zur Ausstattung des Juwelenzimmers vor seiner Zerstörung lieferten die zeitgenössischen Beschreibungen von Prof. Dr. Jean Louis Sponsel, dem Direktor des Dresdner Grünen Gewölbes aus dem Zeitraum 1914 - 1932. Eine erste Auswertung historischer Fotos sowie eines farbig angelegten historischen Aquarells von Otto Ewel (1942/43, einziger Beleg zur historischen Farbigkeit der Raumarchitektur des Juwelenzimmers) übernahm in den 1970er Jahren Gerhard Glaser im Rahmen seiner Dissertationsarbeit.
Die ersten Rekonstruktionsversuche an Mustern zum Kehlgesims und zur Bemalung der schmiedeeisernen Türen erfolgten 1988/89 im Auftrag der zentralen Aufbauleitung des Rates des Bezirkes Dresden durch U. Ostmann und H.-C. Walther (Restauratoren des staatlichen Denkmalpflegebetriebes) unter Betreuung von Dr. Gerhard Glaser (späterer Chefkonservator des Institutes für Denkmalpflege Dresden/Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen) und Peter Taubert (freiberuflicher Restaurator im Verband Bildender Künstler - DDR, Dresden). Die Bestimmung und Feststellung von feinsten Details der Ornamentik auf Profilleisten und Bauteilflächen gestaltete sich teilweise sehr schwierig. Durch den wechselnden Lichteinfall auf den Fotografien waren die Ornamente an den bewegten Oberflächen der profilierten Leisten oft verfälscht, verzerrt, unscharf oder nicht erkennbar. Dieser Umstand machte es notwendig, die zur Verfügung stehenden Bilder einzeln unter diesem Aspekt zu sichten, eine ganze Reihe digitaler Auszüge und Vergrößerungen anzufertigen und so die analysierten Ornamentkonturen und -verläufe zunächst zeichnerisch mit Grafitstift auf Transparentpapier umzusetzen. Die in mehreren Varianten ausgeführten Zeichnungen wurden in Beratungen und Variantendiskussionen mit den o. g. Entscheidungsträgern und Konsulenten gesichtet, bewertet und korrigiert bzw. präzisiert.
Umsetzung
Die Lackmalerei wurde in historischer Technologie mit historisch relevanten Materialien ausgeführt. Beispielgebende und sehr hilfreiche Vergleiche ließen sich zu den in Sachsen noch erhaltenen Arbeiten der beiden barockzeitlichen Dresdner Hofmaler und -lackierer CHRISTIAN REINOW und MARTIN SCHNELL ziehen.
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